Online-Unterstützung im Rettungseinsatz | Schaumburger Wochenblatt

Online-Unterstützung im Rettungseinsatz

Notfallsanitäter Sven Zuse gibt einen Eindruck, wie das System Telenotfallmedizin in der Praxis funktioniert. (Foto: bb)
Notfallsanitäter Sven Zuse gibt einen Eindruck, wie das System Telenotfallmedizin in der Praxis funktioniert. (Foto: bb)
Notfallsanitäter Sven Zuse gibt einen Eindruck, wie das System Telenotfallmedizin in der Praxis funktioniert. (Foto: bb)
Notfallsanitäter Sven Zuse gibt einen Eindruck, wie das System Telenotfallmedizin in der Praxis funktioniert. (Foto: bb)
Notfallsanitäter Sven Zuse gibt einen Eindruck, wie das System Telenotfallmedizin in der Praxis funktioniert. (Foto: bb)

Der Rettungsdienst im Landkreis Schaumburg nutzt seit Anfang Februar das Instrument der Telenotfallmedizin. So besteht nun die Möglichkeit, dass ein Tele-Notarzt über einen Online-Kanal live unterstützt, wenn Notfallsanitäter einem Patienten am Einsatzort versorgen.

Wichtig könne dieses neue Instrument der Rettungsdienstversorgung zum Beispiel sein, wenn es einem Unfallopfer an schwer zugänglichen Stellen, etwa dem verunglückten Wanderer tief im Wald zu helfen gelte, wie Doktor Tobias Steffen, Notfallmediziner aus dem Landkreis Goslar erklärte. Die Vorteile würden jedoch weit über diese Fälle hinausgehen. Steffen stellte gemeinsam mit Notfallsanitäter Sven Zuse das Prinzip bei einer Veranstaltung des Landkreises Schaumburg in der neuen Rettungswache in Stadthagen vor.
Schaumburg ist der achte Landkreis in Niedersachsen, der sich an dem Pilotprojet beteiligt. „Es ist toll, dass wir so schnell bei dieser sinnvollen Ergänzung für die Notfallmedizin dabei sind“, erklärte Bernd Gerberding, Geschäftsführer des DRK Rettungsdienst und Krankentransport im Landkreis Schaumburg in seiner Begrüßung.
Landrat Jörg Farr betonte, dass der bereits gut funktionierende Rettungsdienst in Schaumburg mit dem neuen Instrument noch moderner aufgestellt werde. Das dazu nötige Gerät sei beschafft und die Schulungen des Personals würden vorgenommen.

Zeitgewinn für den Patienten

Tobias Steffen führte aus, dass der Rettungsdienst im Landkreis Goslar seit 2021 mit diesem System arbeite. Die Telenotfallmedizin geben den Disponenten in der Rettungsleitstelle ein zusätzliches Werkzeug in die Hand. Bisher habe dieser nur die Wahl gehabt, einen Rettungswagen mit dessen nichtärztlichem Team zum Einsatzort zu schicken oder dieses mit einem Notarztwagen zu ergänzen. Nun erweitere die Telenotfallmedizin den Handlungsrahmen.
Die entsprechende Ausrüstung ist in Schaumburg auf den Rettungswagen vorhanden. So kann ein Telenotarzt dem Rettungssanitäter im Einsatz zwar nicht über die Schulter schauen, aber mit diesem dessen Arbeitsblickfeld teilen. Möglich macht dies ein Handy, das an der Brust des Rettungssanitäters befestigt wird, wie Tobias Steffen und Sven Zuse demonstrierten. Dieses kann ebenso herausgenommen werden, um beispielsweise eine Kommunikation zwischen Patienten und Telenotarzt zu ermöglichen und weiteres. Ebenso erhält der Tele-Notfallmediziner fast in Echtzeit die Daten des EKGs.
Komme der Rettungswagen beispielsweise in einem Haushalt an, in dem eine Person gestürzt und wegen großer Schmerzen wegen eines gebrochenen Armes nicht bewegt werden könne, sei es mit Hilfe des Kommunikationstechnik schneller möglich, wirksame Hilfe einzuleiten, so Tobias Steffen. Die Rettungssanitäter könnten sich mit dem Mediziner über Telefon und Video abstimmen. Dabei bestehe zum Beispiel die Möglichkeit, die Medikamentenliste des Patienten per Foto an den Arzt zu übersenden. Auf dieser Grundlage könne dieser über die Verabreichung zum Beispiel von Schmerzmitteln entscheiden.
Ein großer Vorteil des Verfahrens sei ein Zeitgewinn für den Patienten. Ehe ein Notarzt mit weiterer Anfahrt als der Rettungswagen, oder gebunden durch einen anderen Einsatz, live vor Ort sein könne, sei es mit Hilfe des Tele-Notfallmediziners für die Notfallsanitäter möglich, beispielsweise in die Schmerzbehandlung einzusteigen. Darauf aufbauend könne auch die weitere Versorgung schon eingeleitet werden, der Patient insgesamt schneller behandelt werden.

Notarzt auf der Straße bleibt für die wirklich schwerwiegenden Fälle frei

Der Patient sei am Ende schneller im Krankenhaus, der Rettungswagen schneller für den nächsten Einsatz wieder bereit, gleichzeitig bleibe der Notarzt auf der Straße für schwerwiegendere Fälle frei. Auch die Unterstützung zum Bespiel des Notarztes durch den Kollegen am Online-Kanal sei möglich. Zudem denke man über eine Ausweitung der Möglichkeiten nach, wie Tobias Steffen ausführte. Zum Beispiel sei es sinnvoll, bei einer Notgeburt eine Hebamme über diese Technik „zuzuschalten“.
Wichtig sei es ihm zu betonen, so Steffen, dass über die Technik nicht das Netz der Notarztstandorte ausgedünnt werden solle. Vielmehr solle über das System die Versorgung in der Fläche verbessert und die Geschwindigkeit der Versorgung erhöht werden.
Das System solle im Laufe der Zeit in Niedersachsen landesweit einheitlich ausgerollt werden. Die Telenotfallmediziner sind Notärzte mit einer zusätzlichen Ausbildung. Sie werden von verschiedenen Standorten den Rettungswagenteams vor Ort jeweils nach Bedarf zugeschaltet.
Bernd Gerberding betonte, dass dieses System nicht mit dem der Telemedizin zu verwechseln sei. Dieses nun eingeführte Instrument komme lediglich in Notfällen zum Einsatz und werde dazu vom Rettungsdienst genutzt.
Foto: bb


Bastian Borchers
Bastian Borchers

Redakteur Schaumburger Wochenblatt

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