In aller Munde auf Tour – heute im Restaurant Paschenburg
Eine gute Aussicht hat man im Wintergarten des Restaurants Paschenburg, wenn der Blick über die schöne Weserberglandschaft schweift. In den Wintermonaten aber schweifen die Blicke in den Abendstunden durch das größtenteils renovierte Restaurant, über die Teller mit einer Menge gut gemachter Gerichte und wenn man Glück hat, zu Faina, die sich im Service toll um die Gäste kümmert. Nachdem sie hier ihre Kochausbildung beendet hatte, begann sie eine zweite Ausbildung zur Restaurantfachfrau. Es ist aus Sicht eines Gastronomen großartig, so viel Begeisterung für diese Branche zu erleben.
Bei unserem Besuch an einem herbstlichen Sonntagabend kam es in Ermangelung der Aussicht also nur auf die Küche und den Service an. Und so bestellten wir munter drauflos: Adlerfisch, Freilandente, Damhirsch und einen Steakteller. Klingt zunächst einmal nicht ganz alltäglich, mal sehen. Als Vorspeise gab es ein Lachs-Tatar für 18 Euro, das sehr fein mit Zitronenöl abgeschmeckt auf einer dünnen Schicht Schmand und mit dezenter, fast liebevoller Salatgarnitur serviert wurde. Begleitet von einer Ingwer-Karotten-Mousse, mildem Fenchelgemüse und einer Nocke angemachtem Gurkensalat war das schon mal aus dem obersten Regal.
Die Freilandente, außen knusprig, innen rosa, für 35 Euro, die der Landwirt Kuckuck liefert, kam in Scheiben aus der Brust und darunter confiertes Ragout aus der Keule mit Rahmwirsing und selbstgemachten Macaire-Kartoffeln. Diese bestehen aus einem Kartoffelteig, der gut abgeschmeckt zu einer Rolle geformt und dann in Scheiben geschnitten und goldbraun gebraten wird. Vive la France. Alles bestens. Bei dem Adlerfisch für 32 Euro bekamen wir zwei auf der Haut gebratene Filets mit Romanesco, einer Art grünem Blumenkohl, aber kleiner als sein weißer Bruder, und dazu schwarzes Sepiarisotto, dunkel mit der Tinte vom gleichnamigen Fisch eingefärbt und sehr schlotzig. Krustentierschaum und warme Kirschtomaten rundeten das leckere Gericht ab.
Jörn Eike Rendigs, einer der beiden Inhaber, leitet den Service und beschreibt stolz den Wandel von einem Ausflugs- und Wanderrestaurant hin zu einem Lokal für jeden Anlass mit hohen Qualitätsansprüchen. Sein Mann Steven Woost ist für die sehr ansprechende Küchenleistung verantwortlich, und ihm stehen dafür nur ein Koch und eine Küchenhilfe zur Seite, und das bei fünf Tagen, an denen mittags und abends die Kochlöffel geschwungen werden. Die beiden betreiben das Restaurant seit 15 Jahren erfolgreich mit deutsch-europäischer Küche und haben sichtlich Spaß dabei.
Sieben Scheiben vom Aerzener Damhirsch für sehr vertretbare 34 Euro, in bester Garstufe und geschmacklich gut, wurden auf Kürbis-Kartoffelpüree mit Rotkohl und Buchenpilzen serviert, dazu ein Birnen-Preiselbeer-Ragout und ein wilder Brokkoli. Fehlt nur noch der Steakteller, ein Dreierlei mit übersichtlichen Stücken vom Rind, Duroc-Schweinefilet und Freilandpute für 33 Euro. Serviert wurden die leider zu weit gebratenen Steaks auf einer guten Jus mit jungem Gemüse, bestehend aus Kartoffelstückchen, wildem Brokkoli, Kirschtomaten, Rote Bete und feinem Selleriepüree. Wenn man über die drei Minuten hinwegsieht, die unser Fleisch zu lange auf dem Herd stand, war es ein sehr gelungener Abend. Man könnte natürlich auch etwas größere Stücke nehmen, dann passt das mit der Zeit wieder. Wir haben das Faina beim Abräumen beiläufig mitgeteilt, ohne es aber zu vertiefen, und schon wenige Minuten später ein Tellerchen mit ein paar superzarten Scheiben vom Hirschrücken bekommen, „als kleine Wiedergutmachung“. Aus jeder Kritik einen Freund des Hauses machen, so geht‘s.
Bevor wir mit einer wirklich hervorragenden Nachspeise für allerdings 11,50 Euro namens „Steven‘s große Crème Brûlée“, die mit selbstgemachtem Himbeersorbet daherkommt, den Abend beendet haben, wollten wir natürlich mit einem Betreiber sprechen, und Jörn Eike Rendigs kam an den Tisch. Eine muntere Diskussion begann, aber nicht wegen der Küchen- oder Serviceleistung, sondern warum man denn ständig die Gastronomen testen und beobachten würde und nicht alle die vielen Handwerksbetriebe, die ja auch ständig unseren Alltag begleiten würden. Keiner schreibt und kommentiert über den Friseur oder die Kfz-Werkstatt derart viel wie über die Gastronomie. Glücklicherweise konnten wir uns schnell darauf verständigen, dass dies wohl kein Problem, sondern ein Glücksfall für diese Branche ist, denn wie lange braucht ein motivierter Werkstattleiter, bis sich die mühevoll verbesserte Dienstleistungs-Performance seines Betriebs nennenswert herumgesprochen hat? Und während dieser in seiner Werbung überwiegend durch Rabatte für seine Dienstleistung Aufmerksamkeit bekommt, hat ein engagierter Gastronom doch wirklich bessere Möglichkeiten, und diese gehen weit über das regelmäßige, saisonale Bewerben der x-ten Spargelkarte hinaus. Wenn man das denn möchte.
Erwähnenswert finden wir die Weinkarte, in der eine gut sortierte, internationale Auswahl an Weiß- und Rotweinen flaschenweise angeboten wird, auch fünf Roséweine stehen zur Wahl, das liegt deutlich über dem Durchschnitt. Bei den offenen Weinen gibt es jeweils drei und einen Rosé, die in 0,1, 0,2 und 0,75 l für stramme fünf, acht oder 25 Euro angeboten werden. Für das dunkle Barre zahlt man 3,90 Euro für 0,2 l und 4,50 Euro für 0,4 l Helles. Preislich ist auch das gesamte Angebot eher weiter oben angesiedelt, aber aufgrund der sehr guten Qualität trotzdem ein sehr empfehlenswertes Restaurant.
Restaurant Paschenburg
Paschenburg 1
31737 Rinteln
info@restaurant-paschenburg.de
Telefon: 0 51 52 / 25 47
www.restaurant-paschenburg.de
Dienstag und Mittwoch: Ruhetag
Donnerstag bis Montag – 12:00 bis 15:00 Uhr und 18:00 bis 21:30 Uhr