Gasthaus Krone in Rodenberg: Keine Spur mehr im Stadtbild
Viele Gaststätten, Restaurants und Kneipen, die einst Menschen aus der Nachbarschaft und darüber hinaus zum Einkehren lockten, haben ihre Pforten geschlossen. Die alten Gebäude, heute un- oder umgenutzt, wecken in zahlreichen Schaumburgern noch Erinnerungen an Erlebnisse, als in diesen noch gastronomisches Leben herrschte. Nahezu spurlos verschwunden ist das Gasthaus „Zur Krone“ in Rodenberg, das einst wohl jedem Bewohner der Deisterstadt ein Begriff war.
Ein Großfeuer beendete im Jahre 2012 eine gastronomische Betriebsgeschichte am Standort gegenüber der Grundschule, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichte. Freibier beim Schützenfest, Einkehren beim Martinimarkt oder bei einer Vereinsversammlung, die meisten Rodenberger, sofern sie nicht der jüngsten Generation angehören, dürften einmal Schankraum oder Innenhof der Gaststätte „Zur Krone“ betreten haben.
Die Geschichte des Gasthauses reichte weit zurück, einst stampften hier schon Postkutschenpferde. So ist überliefert, dass im Jahre 1816 an dieser Stelle eine Ausspannstation für Postkutschen von diesen Gefährten angesteuert wurde. Anzunehmen, dass die Fuhrleute dabei auch schon ihren Durst löschen konnten. Noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden hier die Postpferde gewechselt.
Zu dieser Zeit existierte schon die Gaststätte „Zur Krone“. 1895 entstand der Backsteinbau als Kombination aus Wohnhaus und gastronomischen Betrieb, angrenzend an die älteren landwirtschaftlichen Wirtschaftsgebäude. Der Schankraum und der danebenliegende Clubraum wurden im gleichen Zuschnitt bis zum Brand von 2012 bewirtschaftet. „Gehen wir zu Calliers“ oder „bei Calliers“ war nach dem Namen der Inhaberfamilie ein geflügelter Begriff in der Deisterstadt. Die Rodenberger benutzten ihn wohl ähnlich oft wie die offizielle Bezeichnung „Zur Krone“.
Ein sorgfältig gebohnerter Dielenboden und ein altehrwürdiger Tresen sorgten für eine besondere Atmosphäre in der Gaststätte. Dieser war natürlich mit einer modernen Kühling ausgestattet worden, jedoch zierten die Zapfanlage noch die ursprünglich, aufwändig bemalten Keramik-Kühlelemente, in die einst Eis eingefüllt wurde, um das Bier auf die richtige Temperatur zu bringen. Viele Stammgäste aus der Stadt, Landwirte, Handwerker und weitere Bürger kehrten hier regelmäßig ein, um nach Feierabend beim frischgezapften „Herforder Pils“, oder auch einmal einem „Grünen“ oder „Steinhäger“ Entspannung zu finden und sich im Gespräch auszutauschen. Mancher Stammtisch traf sich im Gasthaus „Zur Krone“. Richtig voll wurde es, wenn Vereine hier ihre Versammlungen veranstalteten. Oder bei den großen traditionellen Festlichkeiten in der Deisterstadt. Seit 1991 wurde der Innenhof des landwirtschaftlichen Betriebes als Station während des Schützenfestes genutzt. Der Fremdenverkehrsverein beging auf dem von Fachwerk-Wänden geprägten Areal sein Sommerfest. Beim Martini-Markt kamen auch viele Gäste von außerhalb Rodenbergs in die Gaststube. An diesem Tag tagte im Clubraum auch die „Martini-Loge“ und wählte abgeschirmt von der Öffentlichkeit ihren „Meister vom Stuhl“. Einst wurde im Saal im ersten Stock des nebenliegenden Gebäudes auch noch zum Tanz geladen.
Stets befanden sich Hof und Gaststätte in Familienhand, im 19. Jahrhundert unter dem Namen Krone, später wie beschrieben beim Familienzweig Callier. Wilhelm Callier hatte den Hof 1948 nach dem Krieg von seiner Mutter Sophie Callier übernommen, sorgte für eine ständige Sanierung der Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Dies führten seine Frau Elfriede Callier und die Tochter Wilhelmine („Wilma“) Callier fort. Wobei im Bereich der Namensgebung noch eine Wendung festzuhalten ist. Ursprünglich war die Gaststätte rein nach dem Familiennamen „Krone“ benannt und hieß so „Gasthaus Krone“. Als Jahrzehnte später bei der Partnerbrauerei ein neues Schild für die Außenbeleuchtung bestellt wurde, lieferte diese eines mit der Aufschrift „Zur Krone“. Einmal angefertigt, wurde das Schild auch genutzt, so dass sich allmählich die Bezeichnung Gasthaus „Zur Krone“ statt „Gasthaus Krone“ durchsetzte. Wenn die Gäste nicht ohnehin „zu Calliers“ gingen.
Beim Feuer 2012, dessen Ursache bis heute unbekannt ist, brannte ein Großteil des Gebäudekomplexes nieder beziehungsweise wurde schwer beschädigt. Ein Wiederaufbau erwies sich als zu aufwändig. So endete die Geschichte des Gasthauses mit dem Brand. Auf dem Grundstück entstand eine Reihe von Wohngebäuden.
Das Schaumburger Wochenblatt wird in seiner Serie „In aller Munde“ immer mal wieder an bekannte gastronomische Anlaufpunkte im Landkreis erinnern, die ihren Betrieb eingestellt haben.