In aller Munde auf Tour – heute „Altes Zollhaus“
Das Kalbschnitzel und die „Grillpfanne Altes Zollhaus“ sind gesetzt, haben wir vom Hoteldirektor bei unserem informativen Abschlussgespräch erfahren, der Rest sei Sache des Küchenchefs. Und Hartmut Pundt hat heute überzeugt. Samstag Abend, das modern gestaltete Restaurant im Hotel war zur Hälfte gefüllt und wir wurden schon beim Betreten der Terrasse freundlich angesprochen. Der reservierte Tisch war innen, leider war es schon zu kühl um von der Terrasse aus den wunderbaren Blick über das Weserbergland zu genießen. Die Reservierung ist leider auch hier nicht online machbar, man muss anrufen oder mailen.
Zunächst wurde uns ein schöner Gruß aus der Küche serviert, Orangen Chutney, Olivenöl, schwarzes Meersalz und eine fluffige Kräuterbutter, dazu Baguette und Schokoladen Sauerteigbrot. Als Vorspeise haben wir eine Maiscremesuppe mit Lorbeeröl und einem reich mit Mayotupfern und Kräutern verzierten Cracker für 9 € und eine Lammfrikadelle bestellt. Tatsächlich haben wir vorher nie eine Maissuppe gegessen und waren erstaunt wie lecker sie war. Von der sehr schön auf einer Perlzwiebel- Tarte mit Rotweinjus und Wildkräutern angerichteten Lammfrikadelle für 16 € waren wir auch beeindruckt. Dazu gab es aus der leider recht mageren Weinauswahl einen roten Pfälzer Wein, das Cuvée Incognito vom Weingut Philip Kuhn.
Caroline Cremer, die Inhaberin der AZ Betriebsgesellschaft, hat in den letzten 14 Jahren mit einem gewachsenen Team ein im Schwerpunkt touristisch geprägtes 4 Sterne Hotel mit 22 Zimmern auf Vordermann gebracht. Man freut sich über das gut gehende, eher klassisch-traditionelle und an sieben Tagen geöffnete Restaurant mit schöner Terrasse und Banketträumen sowie einer Belegung von über 80 %. Leider enttäuscht der äußere Eindruck des Hauses ein wenig, denn das Interieur ist wesentlich ansprechender.
Zurück zum Hauptgang. Zum Einen schickt der Küchenchef, dem zwei Kollegen und ein Azubi zur Seite stehen, einen geflämmte Seeteufel mit Sauerrahmmousse Gurkensud und Kaviar. Der Fisch professionell enthäutet und auf den Punkt gebraten, für 35 € kein Sonderangebot, aber geschmacklich prima. Zum Anderen haben wir eine interessante Variante vom guten alten Hühnerfrikassee bestellt. Schwarzfederhuhn in Frikassee Sauce für 28 €. Es war aber keineswegs ein Suppenhuhn mit Dosenchampignons, Glasspargel und Tiefkühlerbsen, vielmehr ein knuspriges Brüstchen mit frischen Pilzen, grünen Spargelspitzen und Pariser Kartoffeln, also mit einem Ausstecher aus ganzen Kartoffeln gestochene Kugeln, ungefähr 2 cm im Durchmesser. Die Sauce aus Mehlschwitze, Butter Sahne und Gewürzen hat bestens gepasst. Alles sehr schön angerichtet und lecker. Dazu ein 21er Riesling vom Weingut am Nil aus der Pfalz.
Schließlich teilten wir uns noch einen a la minute zubereiteten Cappuccino von Mascarpone für 10 €. Unten in der großen Tasse ein Gewürzmilchkeks, eine Kugel geeister Mascarpone mit Schokolade und eingelegten Pflaumen, darüber Milchschaum und ein gebackener Löffel. Zwar schon ein bisschen weihnachtlich, aber sehr lecker.
Auch mit der Serviceleistung in Sachen Aufmerksamkeit, Outfit und Qualifikation waren wir sehr einverstanden. Das lag heute sicherlich auch ein wenig daran, dass wegen mehrerer coronabedingter Ausfälle der Hotelchef selber geholfen hat und dadurch konnten wir mit ihm unkompliziert ins Gespräch kommen. Vincent Waniewski gab bereitwillig Auskunft über Entwicklungen, Herausforderungen und die guten Perspektiven, welche seine to do Liste füllen. Die Weinkarte und das Onlinereservieren stehen darauf ganz oben. Na dann.
Gepflegte Gastlichkeit in schönem Ambiente, Preis-Leistung stimmt.