Nicht nur im Landkreis gehört ein Besuch des Martinimarktes genauso zum November, wie dunk-les Wetter und kürzer werdende Tage. Autokennzeichen aus Hannover, Nienburg und Delmenhorst waren auf den Parkplätzen auszumachen. Dennoch trafen sich immer wieder Bekannte und Freunde beim bunten Marktgeschehen. Immer wieder blieben Menschen stehen, schüttelten Hände und umarmten sich - es ging und geht trotz der Größe immer noch familiär zu in Wiedensahl.
Dazu trugen auch die Händler bei, viele von ihnen sind Stammgäste auf dem Markt. Die älteste Schaustellerin war stolze 82 Jahre alt, ein anderer Schausteller kommt bereits seit 47 Jahren zum Markt. Marktmeister Wilfried Schweer, auch immerhin schon seit 23 Jahren im Amt, war es gelungen, dass sich die Buden und Stände fast ohne große Lücken entlang der Hauptstraße aufreihten.
Bereits gegen Mittag war die rund 1,5 Kilometer lange Strecke nur noch im Schneckentempo zu bewältigen. Das machte den Besuchern allerdings gar nichts aus, denn immer wieder gab es genügend zu entdecken. „Hände aus den Taschen, hier gibt‘s was zu naschen”, schallte es von einem Süßigkeitenstand. Immer wieder wechselten Geldscheine und Waren die Besitzer. Hier ein paar Socken, dort ein Gürtel, ein neues Fensterputzsystem an einem Stand, handgeschnitzte Dekoartikel an einem anderen: Was beim Martinimarkt alles im Angebot war, suchte seinesgleichen. Zudem gab es zahlreiche Stände, die Information boten. Von Dämmsystemen fürs Haus, über Kaminöfen bis hin zu Treckern: Nichts, was es nicht gab.
„Hat da ein Hund hingemacht, oder liegt da ein Toter? Mensch, kommt doch mal näher!” Jederzeit für einen Spruch gut und manchmal interessanter als die eigentlichen Waren präsentierten sich die Händler. Mehr als 300 Aussteller und Händler waren vor Ort. Wer genau zuhörte, der konnte sogar erfahren, warum manche Sachen im Leben so schwer sind – zum Beispiel das Putzen der Windschutzscheibe im Auto. „Entweder ist der Arm zu kurz, oder es ist zu eng”, so die plausible Erklärung eines Händlers. Seine Lösung, ein spezielles Putzwerkzeug für diese Fälle, fand sogleich reißenden Absatz. Zahlreiche Stände sorgten zudem mit ihrer Auswahl an Alkoholischem dafür, dass die ohnehin schon gute Stimmung im Laufe des Tages sich noch steigerte. Von exotisch bis deftig bodenständig kam darüber hinaus beim Speiseangebot garantiert jeder auf seinen Geschmack.
Auch Wiedensahls Bürgermeisterin Anneliese Albrecht schlenderte gut gelaunt über den Markt. Im Schlepptau Kolleginnen aus den Nachbarstädten und -gemeinden sowie Landrat Jörg Farr und seinen Nienburger Kollegen Detlev Kohlmeier. Anneliese Albrecht eröffnete das Marktgeschehen zuvor morgens um 10 Uhr mit dem traditionellen Marktfrühstück im „Alten Pfarrhaus”. Dort konnte sie den rund 80 geladenen Gästen gute Neuigkeiten verkünden. „Ich habe unseren Samtgemeindebürgermeister Marc Busse überredet, heute das Licht nicht so früh auszumachen. Es muss also keiner heute Nacht um 12 Uhr nach Hause gehen.” Auch Schaumburgs Landrat plauderte bei der Gelegenheit aus dem Nähkästchen und offenbarte eine ganz besondere „Farr-Gemeinschaft”. „Ich fahre schon seit Jahren mit dem Ehrenlandrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier hierher, wir parken immer auf der Wiese.” Unter den Gästen im „Alten Pfarrhaus” waren morgens zudem neben den Mitgliedern des Marktausschusses viele Vertreter aus der Politik, wie Rintelns Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz oder die beiden Landtagsabgeordneten Grant-Hendrik Tonne und Karsten Heineking. Kloster-Abt Horst Hirschler hatte sich von Loccum auf den Weg gemacht und war ebenfalls zugegen.
Auch abseits der Straße, in den Zelten und vielen Gaststätten entlang der Festmeile, feierten die Besucher ihren diesjährigen Martinimarkt den ganzen Tag lang, viele sogar noch etwas länger. Foto: mh