Im gut besuchten Wiedensahler Geburtshaus des Malers und Zeichners, Dichters und Denkers machte der Pfaffe aus der Niedersachsenmetropole deutlich, wie sehr ihn die Schubladisierung der Erziehung des jungen Busch durch den Tübinger Rhetorikprofessor Gert Ueding als „repressiv und wenig liebevoll” wurmt. Moderat in Tonfall und Wortwahl, aber fast immer mit einem hintersinnig-ironischen Lächeln im Gesicht ging der inzwischen 75-jährige Kirchenmann in die Offensive. Er stellt dem Elternhaus des Künstlers und vor allem der Mutter Henriette ein deutlich freundlicheres Zeugnis aus. Nestwärme hätten Wilhelm Busch uns seine Geschwister in Wiedensahl nicht entbehren brauchen. Fürsorgliche und warmherzige Briefe verdeutlichten ihre Stellung als lebenslanger Knotenpunkt zwischen den Geschwistern.
Zum Finale kam Dannowski dann noch einmal zurück auf die „religiöse Dimension im Leben und Werk Wilhelm Buschs”. Die lasse sich nicht mit einem einheitlichen, egal ob positiv oder negativ gefärbten Urteil bedienen. Fakt sei aber, dass sich der Kirchenkritiker Busch stets als Protestant verstanden habe. „Was immer das auch, in seinem Sinne, heißen mag”. Wilhelm Busch, seine Eltern, sein lebenslanges religiöses Umfeld vom Onkel über den Schwager bis zu den Neffen bekommen beim erfreut-nachdenklich applaudierenden Publikum Pluspunkte. Ueding und die Biografen, die von ihm abgeschrieben haben, rutschen ins Minus. Das Busch-Bild mehr als hundert Jahre nach seinem Tode wird vielfältiger, widersprüchlicher. Buschig eben.