WIEDENSAHL. „Ich wollte mal sehen, ob Wiedensahl mehr zu bieten hat als diese frechen Lausebuben Max und Moritz, die mir gestern auf dem Kröpke die Zunge rausgestreckt haben!” Die Besucherin aus Hannover zog im Wilhelm-Busch-Geburtsort ein positives Fazit: „Und es hat!” Wie rund 500 Gäste hatte die Hannoveranerin im Rahmen des 20. Entdeckertages der Region mit Bahn und Shuttlebus vom Bahnhof in Stadthagen das Ziel Nr. 45 „Tusch für Busch” angesteuert. In Wiedensahl begrüßten am Geburthaus der Maler und Zeichner höchstpersönlich, in dessen Maske einmal mehr Bürgermeister Helmut Schaer geschlüpft war, und die komplette „Mannschaft” aus Max und Moritz die „Entdecker” aus der Niedersachsen-Metropole. Noch einmal so viele Gäste waren mit Auto oder Fahrrad auch aus dem benachbarten Westfalen angereist. Neben dem Busch-Haus mit seiner aktuellen Sonderaustellung „Hoch soll erleben!”, die die Geburt des „Urvaters des Comic” vor 175 Jahren in den lokalen und nationalen Sozio-Kontext stellt, war auch das Museum im Alten Pfarrhaus, das zugleich seinen 25. Geburtstag feierte, geöffnet. Neben textilen Handwerkskünsten wie Weben, Spinnen und Klöppeln konnte auch einem Schuster und Seilemachern bei der Arbeit über die Schulter geschaut werden. Dazu war hier die Sonderschau „Wilhelm Busch auf Briefmarken, Münzen und Geldscheinen aufgebaut. Vor dem Pfarrhaus locken historische Traktoren aus der Sammlung Munk Technikfreunde in die Blechsättel, hatten die Kleinsten aus dem Max-und-Moritz-Kindergarten ihren ersten Auftritt mit einem Bändertanz, auf der Pfarrhaus-Diele sorgte eine tatkräftige Mannschaft für das leibliche Wohl der Gäste, die sich zudem in den örtlichen Lokalen verwöhnen lassen konnten. Auf dem Marktplatz sorgten Wiedensahler Dorfkapelle, Jaghornbläser, Volkstanzgruppe und die Jazzdance-Formation „Sweet Devils” für Unterhaltung. Sehr guten Anklang fanden trotz des nicht gerade jubilierenden Wetters die erstmals in Wiedensahl angebotenen „Dorfspaziergänge mit Wilhelm Busch”, wobei die meisten Gäste erstaunt waren, welche Kleinodien der Marktflecken in der historischen Drei-Länder-Ecke zu bieten hat. Aufmerksame Zuhörer fand auch der Rintelner Hausforscher Ulrich von Damaros, der vormittags den Rimphof sezierte und nachmittags beim Rundgang durch das Alte Pfarrhaus gleich drei (ehemalige) Wiedensahler Pastore und weitere Interessenten über seine Forschungen an und in diesem Gebäude informierte, das nach dendrochronologischen Untersuchungen direkt nach dem Dreißigjährigen Krieg (1849) erbaut wurde und nicht wie bislang angenommen um 1550 gerichtet worden ist. Zollstock-Weltmeister Günter Uhlig präsentierte die Schätze seines Museums im Wiedensahler Ortszentrum. Die Planwagenfahrten rund um das Dorf waren meistens ausgebucht. Allein die Radwanderroute „Auf den Spuren von Wilhelm Busch” fand angesichts der vielfältigen Aktivitäten im Ort und der instabilen Wetterlage an diesem Tag nicht den ganz großen Zuspruch. Doch knapp 600 Feuerwehrleute aus ganz Niedersachsen, die im Rahmen einer Fahrrad-Rallye mittags in Wiedensahl Station machten, komplettierten das bunte Bild, das der Busch-Ort einmal mehr abgab. Foto: privat