In aller Munde auf Tour – heute im Bonna in Bad Nenndorf
Diese Begrüßung steht nicht nur auf der sehr schlichten Homepage, sondern wird hier wirklich gelebt. Restaurantchef Miroslav erfüllt diesen Auftrag mit Leidenschaft und auch die Inhaberin Ana Djordjevic steht den Gästen im gut besuchten Restaurant stets mit einem gewinnenden Lächeln für Fragen aller Art zur Verfügung. Die Eröffnung war im März 2022 und durch die Corona-Umstände sehr verspätet. Mit ihrem ersten Restaurant in Lauenau haben sich Bojan und Ana Djordjevic schon einmal etwas getraut, als sie 2010 das Restaurant Plaza eröffnet haben, über das wir schon berichten durften. Dort wollten sie sich von Anfang an etwas über dem Durchschnitt positionieren, hier im Bonna – der Name entstand übrigens aus deren beider Vornamen – war ein einfaches Familienrestaurant geplant in toller Lage, direkt neben dem Kurpark.
Wir ließen uns verschiedene Vorspeisen empfehlen und bestellten diese zum Teilen in die Tischmitte mit zwei zusätzlichen Tellern. Zunächst probierten wir die in Tempura-Teig gebackenen Wildfang-Rotgarnelen mit Avocado-WasabiMayonnaise und Salatbukett mit Pinienkernen (16 Euro). Die Garnelen sahen fast schon zu akkurat aus, um selbst gemacht zu sein, waren aber sehr lecker und tatsächlich Handarbeit. Dazu ein Lachs-Sashimi mit Nussbutter und Ponzu, einer aus der japanischen Küche entlehnten Sauce, die aus Zitrusfrüchten und Sojasauce hergestellt wird. Ein paar Tropfen Teriyaki und gerösteter Sesam rundeten das Bild ab (18 Euro). Die Lachsscheiben wurden kurz vor dem Servieren mit dem Handbrenner angeflämmt, was ein tolles Aroma entstehen lässt. Und dann wollten wir noch den Klassiker probieren: ein Vitello Tonnato, welches im Bonna aus der Kalbsbrust und nicht wie beim Italiener aus der Semerrolle gemacht wird. Serviert wurde das Gericht mit einer Sauce, die erfreulicherweise einmal weniger an Mayonnaise als an (tonno=) Thunfisch erinnerte. Abgerundet haben wir alles mit einer Caprese, dem Vorspeisen-Klassiker aus Italien, genauer gesagt Capri, wie der Name erahnen lässt, für 13 Euro. Büffelmozzarella mit Basilikum und sehr aromatischen Tomaten – diese kommen aus keinem Gewächshaus, sondern werden von der sizilianischen Sonne gereift, wie Lieferant Rossini verspricht.
Unsere Vorspeisen begleitete ein 21er Riesling von Bassermann-Jordan für 30 Euro, ein fairer Preis für einen tollen Begleiter. Die Flasche Wasser für 7,50 Euro hält gerade noch so die Grenze des guten Geschmacks ein, und so bestellen wir noch eine zweite.
Eine Zwischenbilanz zu ziehen, ob es tatsächlich ein Familienrestaurant geblieben ist, fällt nicht ganz leicht. Der Anspruch der Gäste in diesem sehr gemütlichen und doch modern-stylischen Restaurant mitten in Bad Nenndorf mit seiner großzügigen Terrasse ist vielleicht im Laufe der Zeit gewachsen. Ursprünglich bestand eine Partnerschaft mit Sibin Musev, der anfängliche Garant für die außergewöhnlich hohe Pizzaqualität. Der kümmert sich aber nun in seinem Lauenauer Restaurant „Zum Steinofen“ um seine stetig wachsende Fangemeinde des bei einer Pizza-WM ehemals Sechstplatzierten. Die Pizzaqualität im Bonna sei geblieben mit seinem sehenswerten Morello-Forni-Pizza-ofen, der gut sichtbare Mittelpunkt der Produktionsseite, aber der Fokus verschiebe sich auf Grillgerichte, frische Pasta und Bowls, wie uns Bojan Djordjevic erklärte. Und so ist für Kindergerichte auf der kleinen, aber feinen Karte schlicht kein Platz mehr, auch wenn sie den Gästen von morgen schon heute auf Nachfrage jeden machbaren Wunsch erfüllen würden, wie er betont.
Zum Hauptgang ein Tagliata, der neue Renner in der mediterranen Küche, meistens ein in Scheiben serviertes Rump- oder Ribeye-Steak, hier aber vom Filet des Fassona-Rinds, einer piemontesischen Rasse des Hausrinds. Bei der Qualität kann man wenig falsch machen, seinen stolzen Preis von 36 Euro ist es wert. Auch weil die Rosmarinkartoffeln gut gemacht sind und die sizilianischen Freilandtomaten so unglaublich gut schmecken, wie sie sollen.
Das Restaurant, inzwischen vollständig gefüllt, hat eine warme, sehr angenehme Atmosphäre. Ein Blick in die vielen Gesichter lässt vermuten, dass alle zufrieden sind, nicht zuletzt mag das auch ein wenig dem aufmerksamen Service geschuldet sein.
Weiter ging es mit einem Trüffelburger für 19 Euro, bei welchem auf das Fleischpatty eine Trüffelcreme gestrichen wird. Natürlich fehlen auch Cheddar, Röstzwiebeln und Gurke nicht, dazu Pommes. Die Freunde des Trüffelgeschmacks werden ihre Freude daran haben, leider dominiert dieser das ganze Gericht und lässt nur wenig Aussage über das Fleisch zu. Mir fallen so viele tolle Gerichte mit Trüffeln ein, dass ich diese Kombination nicht recht verstehe. Die Pommes aber sind schön kartoffelig und trotzdem knusprig, eine der wenigen Sorten, die von der Industrie kommen (Lamb-Weston) und trotzdem etwas können.
Die Weinbegleitung im zweiten Teil war ein Südtiroler Lagrein Turmhof von 2019 für 36 Euro, der unsere Erwartungen voll erfüllte. Die Auswahl an Weinen ist sehr überschaubar, was manch einem die Bestellung erleichtern mag, und dennoch preislich und qualitativ ausgewogen. Auf die ganz großen Gewächse legt man hier wohl keinen Wert, und wenn man doch mal eine Frage hat, kommt prompt eine sinnvolle Empfehlung.
Zu unseren Hauptgängen wählten wir noch eine geteilte Portion Wolfsbarschfilet auf sizilianische Art, mit Tomatenragout, Oliven, Kapern und gebratenen Kartoffeln für 29 Euro. Es schmeckte so leicht und frisch, wie es sich die Sizilianer für heiße Sommerabende wohl einst ausgedacht haben. Danach hat sogar noch ein frisches Mango-Tiramisu gepasst, ein gelungener Abschluss.
Ein schönes Restaurant in toller Lage mit sehr viel Herz.