In aller Munde auf Tour – heute im Schweers-Harms-Fischerhus in Steinhude
Wie so oft gibt es auch im Schweers-Harms-Fischerhus viel Tradition und eine lange Geschichte zu dem Restaurant und den Menschen, die es betreiben. Wir haben an einem regnerischen Freitagabend das Fischerhus in Steinhude besucht und kamen um 19 Uhr fast als letzte Gäste in das ausgebuchte Restaurant.
Auch die beiden Nebenräume, die Dönse für bis zu acht und der Pesel für bis zu 12 Personen, waren belegt. Deshalb hat es auch eine Weile gedauert, bis die freundliche Bedienung an unseren Tisch kam, um die Getränkebestellung aufzunehmen. Campari Spritz für 8,50 Euro anstelle von Aperol war kein Problem, die Flasche Wasser (0,7 l) für 6,80 Euro und ein gut gezapftes Bayreuther Hell dazu, allerdings 0,3 l für 4,40 Euro, umgerechnet wie eine Maß auf der Wiesn.
Den Ursprüngen eines traditionellen niedersächsischen Bauernhauses entsprechend, so erfährt man aus der ausführlichen Chronik in der Speisekarte, ist das gesamte Ambiente recht rustikal gehalten. Wir saßen in einer von sechs Nischen, in denen früher die Rinder ebenfalls auf ihr Futter gewartet haben, die sich rechts und links der Deele befinden. Gut 50 Personen passen in den Gastraum. Rustikal ist auch die Anrichteweise auf den Tellern. Zunächst haben wir uns ein Matjestartar mit Dijon-Honigcreme und Berner Rösti für 14,90 Euro geteilt, dazu ein Weißburgunder vom Emil Bauer aus der Pfalz; 7,90 Euro/0,2 l. Die kleinen Rösti sind selbst gemacht, wie bei Johann Lafer, als kleine Küchlein, darauf ein paar Würfel Matjes mit jeder Menge Creme und einen Löffel frische Zwiebelwürfel daneben. Auch daneben: Ein Stückchen Salatblatt, Zitronenecke und ein Tomatenviertel. Diese Tellergarnitur war schon im Horten-Restaurant der 90er ein NoGo. Zum Hauptgang haben wir natürlich Fisch bestellt, eine klassische Kutterscholle zu 29,90 Euro und den Fischerteller mit gebackenem Aal und Zander für 39,90 Euro.
Serviert ebenfalls auf den weißen Tellern in Fischform und mit der oben beschriebenen Deko. Die Familie Schweer betreibt schon seit Mitte des vorigen Jahrhunderts regen Fischhandel und seit 1934 auch das Restaurant. Nach sehr vielen An- und Umbaumaßnahmen in den letzten Jahrzehnten übernahm Gerrit Schweer in dritter Generation die Leitung des Hauses.
Die Scholle war frisch, groß und prima zubereitet, ebenso hat der Zander klasse geschmeckt in seiner dünnen Panade. Für mich war der gebackene Aal eine Premiere, und dabei wird es wohl auch bleiben. Der freundliche Oberkellner, ein Klassiker um die 50, mit Weste, Krawatte und besten Manieren, erklärte mir auf Nachfrage, dass der Aal immer mit Knochen gebacken wird und geschmacklich wohl so muss.
Leider haben die Beilagen durchweg enttäuscht und wir wollten darüber gerne mit jemandem sprechen, der sich auskennt. Und so kam die Partnerin des heutigen Inhabers Gerrit, der zwei Tische weiter saß, zu uns an den Tisch. Die Schwiegermutter, mit ihren 91 Jahren, macht den Kartoffelsalat selbst und lässt sich da nicht reinreden, erklärt sie uns auf den Hinweis, dass dieser ein wenig mehr Pepp haben könnte. Ähnlich verhält es sich mit den wirklich schwachen Bratkartoffeln, die offensichtlich warmgehalten und bei Bedarf serviert werden. „Wir haben keine Lösung, warum die nicht knusprig aus der Küche kommen, sagen Sie es uns.” Vielleicht lieber weglassen, wenn es nicht funktioniert? Sie habe sich in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal sehr deutlich in der Küche zu verschiedenen Themen geäußert, was aber eher zu gegenteiligen Reaktionen geführt habe. Köche können eben auch empfindlich sein. Versöhnlich dann der Abschluss mit einem leckeren, natürlich selbstgemachten Mohneis mit Sahne für 9,90 Euro.
Die Preise sind für ein touristisch geprägtes Restaurant mit deutsch-englischer Speisekarte in Ordnung, man hat in der Saison sicherlich mehr als 80 Prozent auswärtige Gäste, die nicht jeden Euro umdrehen. Mit der hemdsärmeligen Präsentation und der Qualität der Beilagen sollte man sich trotzdem mal beschäftigen, für schwierigere Zeiten. Und die werden kommen.
Zum Hauptgang hatten wir einen Primitivo für 6,40 Euro aus der straff gehaltenen Weinkarte. Acht Weiße, vier Rote und zwei Rosé im Offenausschank, acht weitere als Flasche erhältlich. Die Auswahl ist gut durchdacht und bildet mehrere Geschmacksrichtungen ab, für Weinliebhaber darf es in einem Fischrestaurant aber gerne etwas mehr sein. Gerade, wenn man in einem so gemütlichen und ursprünglichen Restaurant verweilt und beim Plausch schnell schon mal die Zeit vergisst.
Fazit: Gemütliches, einfaches Fischrestaurant mit hoher Fischkompetenz und akzeptablen Preisen.
Schweers-Harms-Fischerhus
Graf-Wilhelm-Str. 9 – 11
31515 Steinhude am Meer
Tel. 05033 / 5228
info@schweers-harms-fischerhus.de
www.schweers-harms-fischerhus.de
Montag – Sonntag
Unsere Küchenzeiten sind täglich von: 11.30 – 14.15 Uhr und 17.00 – 21.00 Uhr