Es gibt immer etwas zu entdecken. Das merkt auch der kleine Junge mit seinen fünf Jahren, als die Mutter ihn hochhebt, damit er über die Gartenmauer blicken kann. Dort entdeckt er ein paar Hühner und ist begeistert! Das braune da und bei dem wackelt der – wie heißt das? – Kamm. Lustig. Komisches Wort. Und er freut sich, weil die so lustig gehen und wackeln.
Die Arme der Mutter werden lahm und doch genießt sie sichtlich, wie sehr sich ihr Sohn über die paar Hühner freut. Der schafft es dann auch, sich so auf die Mauer zu stützen, dass er nicht mehr mühsam hochgehoben werden muss. Seine Beine baumeln in der Luft über dem Gehweg. Eine Frau kommt vorbei und freut sich über diesen kleinen Kerl. Wie der in der Luft hängt, wie der sich über die Hühner freut. Da stehen nun drei Menschen und freuen sich. Dann kommt ein älterer Herr vorbei. Schaut sich die Szene an und meint – völlig ungefragt – die kacken doch eh nur den Garten voll. Er wendet sich ab und geht weiter. Zum Glück finden die beiden Frauen und der Junge das eher erheiternd. Der Herr bemerkt das aber nicht und geht missmutig weiter.
Advent hat mit Erwartung zu tun. Die Zeit erinnert daran, dass Gott sich erfahrbar machen möchte für uns Menschen. Wir sollen etwas erleben von Gott. Natürlich nicht nur am Heiligabend, sondern eigentlich immer. Wir sollen etwas von der Freundlichkeit Gottes erleben – im Lachen und in der Freude der Kinder, in den Menschen, die wir mögen und mit denen wir leben. Aber Gott will auch erfahrbar sein in der Schönheit eines Sonnenunterganges. Advent: Gott will sich erfahrbar machen. Erwartung ist etwas, das wir auch selbst in der Hand haben. Ich kann ja beeinflussen, was ich erwarte. Ich kann schon jetzt erwarten, dass es Heiligabend wieder sehr anstrengend wird, die Kinder sich streiten, die Schwiegermutter am Essen rummäkelt oder was auch immer. Ich kann aber auch erwarten, dass es dieses Jahr besonders schön wird. Dass wir gemeinsam singen, die Zeit genießen und uns freuen. Das kann ich erwarten. Die Kinder haben die großartige Eigenschaft, häufig erstmal Gutes zu erwarten und dann auch leichter zu entdecken. Zum Beispiel Hühner hinter einer Mauer, über die sich mit einem Mal drei Menschen ganz aufrichtig freuen können. Nun wünsche ich Ihnen gute Erwartungen und eine gute Zeit.
Ach und der miesepetrige Herr: Er hat ja recht, die Hühner kacken den ganzen Garten voll. Aber deswegen muss man keine schlechte Laune haben.