Bayrisch geht immer | Schaumburger Wochenblatt

06.01.2025 11:56

Bayrisch geht immer

Das Wirtshaus zum Bayern Stadl in Bad Nenndorf. (Foto: Christian Kutschera)
Das Wirtshaus zum Bayern Stadl in Bad Nenndorf. (Foto: Christian Kutschera)
Das Wirtshaus zum Bayern Stadl in Bad Nenndorf. (Foto: Christian Kutschera)
Das Wirtshaus zum Bayern Stadl in Bad Nenndorf. (Foto: Christian Kutschera)
Das Wirtshaus zum Bayern Stadl in Bad Nenndorf. (Foto: Christian Kutschera)

In aller Munde auf Tour – heute im Wirtshaus zum Bayern Stadl in Bad Nenndorf

Im Bad Nenndorfer Bayern Stadl ist immer was los, an sieben Tagen, mittags und abends. Gemütlich geht es in dem einfachen, aber sehr geselligen Gasthaus zu. Vom Bier bis zum Wirtshausteller kommt eine Menge Bayrisches aus der Küche und dem Zapfhahn auf die Tische mit den blau-weißen Rauten. Daher haben wir an einem kühlen Oktoberabend auch gleich mal zu unseren Gerichten ein kühles Paulaner Oktoberfestbier probiert.

Bestellt haben wir eine Haxe, einen Wirtshausteller mit Sauerkraut und ein Hirschgulasch. Zum Testen natürlich auch eine Portion Bratkartoffeln. Außerdem eine Gulaschsuppe und eine Leberknödelsuppe, die beide mit 5,20 Euro zu Buche schlagen. Alles in der Karte ist erstaunlich günstig, man fragt sich schnell, ob das gut gehen kann auf Dauer.

Weintrinken gehört hier irgendwie nicht dazu, auch wenn es ein paar Weine in der Karte gibt. Beim Roten gibt es Dornfelder in lieblich, halbtrocken und trocken für 4,10 Euro pro 0,2 l, und beim Weißen kann man zwischen trockenem Kern und einer halbtrockenen Scheurebe für 4,40 Euro wählen oder einen Weißherbst als Rosé. Basta, das war‘s. Es sei denn, man möchte mal einen Rhöner Fruchtwein probieren, vom Schloss Gebsattel aus Mittelfranken, den gibt es hier auch.

So gut wie alles wird selber hergestellt

Neben einer größeren Gruppe waren auch alle anderen Tische besetzt, und wir haben nach telefonischer Anfrage für 19.30 Uhr gerade noch die letzten Plätze ergattert. Leider mit der prompten Antwort, dass die Küche um 20.20 Uhr endet und wir keine Vorspeisen mehr bekommen könnten, und Desserts gingen auch nicht mehr. Hätten wir das mal vorher gewusst. Also haben wir alles auf einmal bestellt, denn wir möchten ja einen gewissen Querschnitt der Karte ausprobieren.

Und so ging es los mit der Leberknödelsuppe, geschmacklich gut und mit reichlich Knödeln bestückt, und der Gulaschsuppe, die bei kleinem Hunger bereits zum Sattwerden reichen würde. „Selbstverständlich hausgemacht...“, wie uns Tanja Pauls energisch versichert. Sie schmeißt den Laden allein mit ihren beiden Töchtern Michaela und Sarah, seit sie von ihrem verstorbenen Mann und Erstpächter 2015 den Laden übernommen hat. „Das war damals nicht ganz einfach, weil ich mich in den ganzen Verwaltungskram erst mal einarbeiten und eine finanzielle Grundlage schaffen musste.“ Sie ist ein ehrliches Urgestein, die ihren Betrieb an sieben Tagen mit je zwei Schichten für die Gäste öffnet und fast immer voll besetzt ist. Vielleicht liegt es daran, dass die Homepage seit zehn Jahren mehr oder weniger nicht überarbeitet ihr Dasein fristet und man sich bei der Präsentation der Gerichte nicht weiterentwickelt. Muss ja auch nicht, läuft ja.

Auf dem Wirtshausteller für 15,30 Euro liegt neben der Weißwurst, die in Bayern offiziell nur vor 12 Uhr gegessen wird, ein Nürnberger Rostbratwürstchen, das sich nur dann so nennen darf, wenn es im Nürnberger Stadtgebiet nach festgelegter Rezeptur hergestellt wurde, wie die EU-Kommission vorgibt. Das kann man schon mal machen für eine Wurst, die auf mehr als 700 Jahre Tradition zurückblickt und es zum Weltgenuss-erbe Bayern gebracht hat. Dazu uriges Sauerkraut, eine Scheibe gebratener Leberkäs und eine große Laugenbrezel. Den klassischen und den Händelmaier-Hausmachersenf gibt es dazu, erstaunlicherweise beides aus dem Portionsbeutel. Teuer und viel Verpackung.

„So gut wie alles wird selber hergestellt, die Saucen aus den Abschnitten und Knochen gezogen, frisch geschnippelt und gekocht, so erwarten das meine Gäste auch. Na gut, die Spätzle schaben wir nicht mehr selber vom Brett, das würde uns niemand bezahlen“, erzählt sie, während sie hinter dem Tresen steht und ein Bier nach dem anderen zapft.

In der Küche stehen dem Küchenchef drei Vollzeit- und einige Teilzeitkräfte zur Verfügung, den Service stemmen die beiden sehr freundlichen und gästeorientierten Töchter mit einigen Teilzeit- und Aushilfskräften. Wir fragen noch nach, warum denn die VW-Currywurst in der Karte steht und warum es ein indisches Gericht gibt. Entwaffnend ehrlich die Antworten, dass „wir für die Coronazeit mit ausschließlich Außer-Haus-Verkauf einfache und praktische Gerichte brauchten, authentisch hin oder her, und da hat die Wurst beste Dienste geleistet. Seitdem wollen sie unsere Stammgäste nicht mehr missen. Und Hähnchen muss‘te anbieten heute, na, und wir haben die lecker mit Currysauce und Reis ins Angebot genommen, das ist ja indisch.“

Die Haxe für 17,90 Euro ist ebenfalls ein Sattmacher und kommt innen zart und außen knusprig auf den Tisch, und alle wollen von der Kruste probieren. Dass die oft bestellt wird, merkt man sofort an der routinierten und einwandfreien Zubereitung. Daneben liegt das Sauerkraut und ein bisschen Karotten-Deko. Genauso sieht es mit dem Wildgulasch für 18,90 Euro aus. Eine anständige, sehr gut abgeschmeckte Portion, sehr zartes Fleisch, mit Spätzle und einer guten Portion Rotkraut.

Bayrisch, preiswert und gut.

Wirtshaus zum Bayern Stadl
Hauptstraße 32
31542 Bad Nenndorf
Tel. 05723 / 55 11
www.wirtshauszumbayernstadl.de

Montag bis Sonntag:
11.00 – 23.00 Uhr
Küche: 11:30 – 20:30 Uhr

Freitag und Samstag:
11:00 – 23:00 Uhr
Küche: 11:30 – 21:30 Uhr

Gulaschsuppe. (Foto: nd)
Hirschgulasch. (Foto: Christian Kutschera)
Wirtshausteller. (Foto: Christian Kutschera)
Das Wirtshaus zum Bayern Stadl. (Foto: Christian Kutschera)
Wirtshaus zum Bayern Stadl in Bad Nenndorf. (Foto: privat)

Von Christian Kutschera
north