BÜCKEBURG (tr). Romanlesungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Vor allem dann, wenn es sich auch noch um berühmte Klassiker handelt, die immer wieder in den Bann ziehen können. Den Auftakt des Bückeburger „Lesewinters” machte „Rebecca”, der 1938 erschienene Roman von Daphne du Maurier. Ein wahrer Klassiker der weiblichen romantischen Schauerliteratur, der zu einem unsterblichen Meisterwerk wurde, nachdem er vom Großmeister der Suspense Alfred Hitchcock verfilmt wurde. „Rebecca” erzählt die Geschichte von einer jungen Frau, die als Gesellschafterin einer reichen Amerikanerin an der Côte d’Azur den wohlhabenden, verwitweten Aristokraten Maxim de Winter kennenlernt. Sie heiraten und er nimmt sie mit zu seinem Landsitz Manderley. Schon bald sieht sich die junge Frau dem Rätsel gegenüber, das sich um das Ableben von Maxims erster Frau – Rebecca – rankt. Als Interpret für dieses 82 Jahre alte Werk konnte Jens Wawrczeck gewonnen werden – seines Zeichens Synchronsprecher und Hörspiel-Ikone. Viele werden ihn aus den „Die drei ???”-Hörspielen kennen, wo er dem zweiten Detektiv Peter Shaw die Stimme leiht. „Von allen Welten ist die der Bücher die gewaltigste.” Mit diesem Hermann-Hesse-Zitat eröffnete Tim Göring, Direktor der Schloss Bückeburg Erlebniswelt, zusammen mit dem Leiter des Museumsbetriebs Stephan Guddat den Abend. Der „Lesewinter” sei vor allem vom Hausherrn Alexander zu Schaumburg-Lippe initiiert worden, erklärt Göring. So setze die Familie die rund 800-Jahre alte Tradition fort, die das Schloss in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens rückt. „Gestern Nacht träumte ich, ich sei wieder in Manderley”– von der ersten Ziele an zog Wawrczeck den Zuhörer in den Bann. Er komprimierte die Romanfassung auf gute anderthalb Stunden Lesezeit. In einer Traumsequenz nimmt die Ich-Erzählerin des Romans, die zweite Mrs. De Winter, den Leser, oder in diesem Fall den Zuhörer, mit auf eine Reise zum Schausplatz der Geschichte: einen aristokratischen Familienbesitz an der Küste von Cornwall. Dabei nimmt die Erzählerin auch gleich das Ende des Romans vorweg. Auf das führt auch Wawrczecks charismatische Stimme hin. Begleitet wird die fesselnde Lesung von der Berlinerin Maria Todtenhaupt, die die Geschichte musikalisch auf der Harfe untermalt. Auf diese Weise entfesseln Vorleser und Musikerin zusammen ein faszinierendes, wenn auch gleichzeitig beklemmendes Hörerlebnis. Hinterher, beim Verlassen des Schlosses, wird sich der eine oder andere Besucher prüfend umgeblickt haben, um sicher zu gehen, dass sie nicht durch die dunklen Fenster des Schlosses vom dämonischen Geist der Haushälterin Mrs. Danvers beobachtet wurden. Foto: razzi