Das Gespann gehört dem Ehepaar Barbara und Heinz Poll in Altenhagen II. Sie lieben das Gespannfahren. Für die Wochenendausfahrt wählen sie zwischen zwei Kutschen. Wenn es aber etwas Besonderes sein soll oder auch die Teilnahme an einem speziellen Turnier; dann rollt das noch mit eisenbeschlagenen Rädern versehene Prunkstück aus der Scheune. Der „Landratswagen” war lange Zeit auf einem Gut bei Goslar im Einsatz, um danach in einer dunklen Scheunenecke zu verstauben. Ein Freund gab Heinz Poll den Tipp, dass sich hier Bemerkenswertes verstecke. Der neue Eigentümer fackelte nicht lange und ließ das seltene Original aus fachmännischer Hand restaurieren. Nur einige wenige Teile stammen aus neuester Zeit, darunter die lederne Landanspannung, mit der die beiden gutmütigen Braunen angeschirrt sind. Warum sich die Polls und ihre Freunde Birgit und Ludger Hinken aus dem Emsland der Mode des frühen 20. Jahrhunderts anpassten und von einer Freundin auf dem Hülseder Schlossgelände fotografieren und filmen ließen, ist dem Deutschen Traditionsfahrer-Verband (DTV) geschuldet. Normaler Weise schreibt dieser regionale Turniere aus, bei denen Besitzer betagter Kutschen möglichst stilvoll an den Start gehen und sich einem kleinen Wettbewerb unterziehen. Doch wegen der noch anhaltenden Pandemie-Beschränkungen kam es zu keiner Schönheits- und Geschicklichkeitskonkurrenz. Der DTV dachte sich geeigneten Ersatz aus und bat um Bildmaterial und Videos. Die beiden Altenhäger überlegten nicht lange und fanden in den Eigentümern des Hülseder Schlosses rasch Unterstützer. So kam es zu dieser amüsanten Begegnung von grauen Mauern und frisch leuchtendem Gespann – und zu einer kleinen Rundfahrt für Hausherrin Alexandra von Finckenstein. Im Hause Poll aber wächst die Spannung. Denn bewährte Juroren wollen die eingereichte Bewerbung sichten und gegebenenfalls praktische Tipps zur weiteren Optimierung der Equipage geben, damit im nächsten Jahr die Ausfahrt auf dem „Landratswagen” noch ein wenig perfekter wird. Foto: al